Früh-keltische Keramik im Einzugsgebiet des Glaubergs
Hierzu werden Keramik-Funde aus den heutigen Gebieten: Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen herangezogen.
Zeittafel
- 1000 – 800 v.Chr. Urnenfelder-Kultur (Spät-Bronzezeit)
- 800 – 500 v.Chr. Hallstatt-Periode (Ältere Eisenzeit) frühe Kelten
- spätes 6. bis frühes 4. Jahrhundert v.Chr.: Glauberg in keltischer Zeit
- 500 v.Chr. bis 50 n.Chr. keltische La Téne-Kultur (Frühere Eisenzeit) Kelten
Geschichte:
Das Glauberg-Plateau liegt am östlichen Rand der Beckenlandschaft der Wetterau und am Übergang zum Vogelsberg. Bei klarem Wetter sieht man hier bis zum Dünsberg (bei Gießen) und zum Altkönig (im Taunus). Archäologen setzen ihn gleich mit der Heuneburg, (Baden Württemberg), dem Hohen Asperg (auch BWB) oder dem Mont Lassois (Burgund).
.
In vor- und frühgeschichtlicher Zeit war die Lage des Glauberg-Plateaus ein wichtiger Fernwege-Schnittpunkt. Vom Untermain ins Fuldaer Becken, nach Thüringen oder Unterfranken. Der Glauberg liegt immer mittig zu den Rhein- und Weser Fluss-Systemen. Wichtig für die Nord-Süd Tangente. Man vermutet hier einen Umschlagplatz vom Land- auf den Wasserweg und umgekehrt. Also eine bedeutende verkehrspolitische Position.
Handel bedeutet Macht. Macht ist der Schlüssel zu Reichtum. Wohlstand der Garant für kulturelle Entfaltung. Wo viele Menschen leben, gibt es zu dieser Zeit Großgrabhügel – wie auf dem Glauberg gefunden.
Grabungen ergaben eine Besiedelung des Plateaus seit der Steinzeit (Neolithikum: 5800 -2200 v.Chr.). Es wurden z.B. Tonscherben der Michelsberger Kultur (4000 v.Chr.) gefunden. Darüber Metall- und Keramikfunde der jungen- bis späten Urnenfelder-Kultur (10. bis 9. Jh. v.Chr.). Wieder darüber kamen früh-keltische Hallstatt- und keltische La Téne-Scherben zum Vorschein. Im Mittelalter soll es eine Reichsburg auf dem Plateau gegeben haben. Die ältesten keltischen Keramikfunde datiert man auf das Ende des 6. Jahrhunderts v.Chr. (Ha D2). Die jüngeren Funde auf die Früh-La Téne Zeit (Lat A). Die Blütezeit des keltischen Glaubergs befand sich wohl in der Früh-La Téne Zeit.
Grabungen:
Schon im 17. Jahrhundert gab es erste Grabungen mit Funden. Im 19. Jh. fanden immer wieder kleinere Ausgrabungen statt, die mangels an Funden und in wirtschaftlich schwieriger Lage eingestellt wurden.
.
Erst in den 1930er Jahren wurden im großen Stil Ausgrabungen unternommen. Leiter: H. Richter. Seine Ergebnisse wurden niemals richtig publiziert. Tragischer Verlust: Im April 1945 verschanzten sich SS-Truppen im Museum und Depot auf dem Glauberg-Plateau vor dem Beschuss der Amerikaner. Fast das gesamte Fundmaterial und die Grabungs-Dokumentation wurden vernichtet. Es lagen nur noch zahlreiche Fotos vor.
In den 1990er Jahren dann auf Südabdachung Entdeckung von drei prunkvoll ausgestatteten Gräbern des 5. Jh. v.Chr. Hier sind unter anderem vier lebensgroße, vollplastisch gearbeitete Kriegerstatuen aus Sandstein ausgegraben worden. Leider ist nur eine noch in voller Größe vorhanden (siehe rechtes Foto im Museum). Die anderen sind fragmentarisch erhalten.
.
Die Keramik:
In den ausgegrabenen Fundschichten wurden viele, viele Scherben feinkeramischer Gefäße gefunden. Meist mit geometrischen Strich- und Stempelverzierungen. Besonders zahlreich waren Muster mit aneinander gereihten, schräg schraffierten Dreiecken, die ein Zickzackband aussparen und deren Variationen.
.
Tendenziell ist das Dekor eher einfach/simpel und es werden keine Farben (Grafit-Rot Bemalung) wie bei der Alb-Hegau-Keramik (siehe rechtes Foto) aus dem Donau-Raum eingesetzt. Man findet ab und zu in den Rillen der Stempelmuster weiße Farbreste (Kalk Inkrustierung). Eine damals beliebte Kaltmaltechnik, um das Linien- und Stempelmuster nach dem Brand weiß hervorzuheben.
Strichverzierte Ware ist vor allem aus dem hessischen Mittelgebirgsraum bekannt. Zwischen dem Hunsrück im Westen und dem Harzvorland im Osten.
.
Neben dem Dekor der eingedrückten Stempelmuster gibt es auch immer wieder Keramiken, mit glatter, plierter Oberfläche und einer reinen Grafit-Bemalung (siehe linkes Foto). Des öfteren ist dabei im Bodenbereich die Keramik angeraut. Hier entsteht ein schöner Kontrast zu: oben poliert und mit Grafit bemalt – unten angeraut und in der Oberfläche spröde/rau.
.
Große Ähnlichkeiten zu Glauberg-Funden gibt es bei Keramiken aus dem hessisch-thüringischen Raum. Und ab der La Téne-Zeit bei der östlichen Hunsrück-Eifel-Kultur (HEK II) vom Mittelrhein – auch Rhein-Mosel-Gruppe genannt. Die Wetterau ist dagegen weitgehend fundleer. Der Glauberg liegt südlich dieses benannten Keramik-Verbreitungsgebietes. Hatte also ausgiebige Nord-Kontakte, was die Mustervielfalt seiner Keramiken belegt.
Da leider fast das gesamte keramische Glauberg- Fundmaterial in den Kriegswirren 1945 zerstört wurde (wie oben berichtet), musste ich mich auf andere Veröffentlichungen beziehen. Einige typische Merkmale stehen für die Glauberg-Keramik:
- Unterschiedliche Ton-Farbnuancen: von gelb, über rot zu dunkelbraun und grau.
- Magerung: von Grob- bis Feinkörnig.
- Vorwiegend S-förmige Gefäß- und Schalen-Formen
- Es gibt vor allem bei Vorratsgefäßen aufgesetzte Ton- oder Kerbleisten (meist Schulterleisten) auch Fingertupfernleisten.
.
Die Keramik:
Glauberg – Hessen
Schälchen. Fundort: Glauberg, Wetteraukreis, Hessen. Rekonstruktion nach einem Foto. Schwarz gebrannter Ton mit umlaufendem Linien-Stempelmuster. Dm: 10 cm. Hier gezeigt: anthrazitfarbener Ton mit Stempel-Linien-Muster. Im Feldbrand geschwärzt. Linien mit Kalk Inkrustiert. Dm: 10 cm.
.
.
Kegelhals-Gefäß aus dem „Grubenhaus“ Fundort: Glauberg, Wetterau-Kreis, stark zerstörtes Gefäß ohne Randbereich. Dm: ? Rekonstruktion nach einer Fundzeichnung. Hier gezeigt: Roter Ton, poliert und nachträglich im Feuerspuren versehen. Dm: 25 cm.
.
.
Wirtel von Handspindeln zum Spinnen von Woll- oder Leinenfäden. Fundort: Glauberg, Wetterau-Kreis, einzelne Wirtel finden sich oft als „Lesefunde“ auf frisch gepflügten Feldern und sind meist ein Indiz für eine Besiedelung in Vor- und Frühgeschichtlicher Zeit.
.
.
Weitere Funde aus Hessen:
.
Kegelhalsgefäß, Dörnigheim, Kr. Hanau, hellfarbener Ton, im Unteren Bereich aufgeraute Oberfläche, Grafitbemalung, Dm: 44 cm. Hier gezeigt: lederfarbener Ton, Oberer Bereich poliert – unterer aufgeraut. Grafitbemalung. Dm: 25 cm.
.
.
.
Schale. Fundort: Großgerau, Kr. Großgerau. heller Ton mit Stempelmuster und Grafitbemalung. Dm: 30 cm. Hier gezeigt: lederfarbener Ton, poliert, Stempelmuster weiß Inkrustiert, Grafit-Bemalung. Dm: 20 cm.
.
.
Große Urne mit rotem Band und Kammstrichverzierung. Fundort: Großenlüder-Unterbimbach, Kreis Fulda, Randbereich fehlte, roter Ton, Dm: 35 cm. Hier gezeigt: roter Ton, außen geglättet, Roter Engobe-Streifen, darunter Kammstrichmuster (weiß ausgeschlämmt), innen glasiert. Dm: 25 cm.
.
Zwei Becher aus dem Grab des Keltenfürsten von Frankfurt/M. Dm: 12 + 15 cm, lederfarbener Ton mit Stempelmuster. Dm: 12 + 15 cm. Hier gezeigt: lederfarbener Ton mit Stempelmuster, innen glasiert. Muster weiß ausgeschlämmt. Dm: 12 + 15 cm.
.
.
Relieffverzierter Becher, Fundort: Battenberg-Frohnhausen, Kr. Waldeck-Frankenberg, Regierungsbezirk Kassel, Nordhessen. Roter Ton mit eingedrücktem Muster. Dm: 11,5 cm. Hier gezeigt: roter Ton, Dm: 12 cm. Innen glasiert.
.
.
.
Die hessisch-thüringische Strichverzierung
Gefäße:
.
Gefäß, Fundort: Großenlüder-Oberbimbach, Kr. Fulda, Hessen, Tonfarbe: grau-schwarz, gut geglättet. umlaufendes Stempelmuster mit hessisch-thüringischer Strichverzierung. Dm:16 cm. Hier gezeigt: roter Ton, umlaufendes Stempelmuster-Band (weiß ausgeschlämmt), innen glasiert, Dm: 20 cm.
.
.
.
Dazu passende Schale mit typischer S-Form, Muster weiß ausgeschlämmt, roter Ton, Innen glasiert, Dm: 25 cm.
.
.
Gefäß. Fundort: Petershagen-Stöckels, Kr. Fulda, gut geglättet, Tonfarbe: braun-grau, umlaufende hessisch-thüringische Strichverzierung. Inkrustiert?, Dm: 30 cm. Hier gezeigt: Roter Ton, Stempelmuster (weiß ausgeschlämmt), innen glasiert, Dm: 25 cm.
.
Dazu passende Schale mit typischer S-Form, Muster (weiß ausgeschlämmt), roter Ton, innen glasiert, Dm: 20 cm.
.
.
Thüringen
Strichverzierte Keramik aus Siedlungen der frühen Eisenzeit in Nordwest Thüringen
.
Schale, Fundort: Ammern, Kr. Mühlhausen, geschwärzter Scherben, Stempelmuster, Inkrustiert? Dm: 20 cm. Hier gezeigt: grauer Ton mit Glanzengobe-Überzug, Stempelmuster, Scherben im Feldbrand geschwärzt, Muster später Inkrustiert. Dm: 20 cm.
.
.
Schale. Fundort: Körner. Kr. Mühlhausen. schwarz gebrannter Ton mit Stempel- und Kammstrich-Muster. Dm: 25 cm. Hier gezeigt: grauer Ton im Feldbrand geschwärzt. Stempel- und Kammstrich-Muster. Dm: 20 cm.
.
Schüssel. Fundort: Ammern, Kr. Mühlhausen. schwarz gebrannter Ton mit Stempel- Muster, Boden nicht vorhanden. Dm: 35 cm. Hier gezeigt: grauer Ton mit Stempelmuster im Feldbrand geschwärzt. Muster danach Inkrustiert. Dm: 25 cm.
.
.
.
Schale, Fundort: Ammern, Kr. Mühlhausen, schwarzer Scherben mit Kammstrichmuster, Dm: ca. 30 cm. Hier gezeigt: grauer Ton im Feldbrand geschwärzt. Kammstrichmuster – später Inkrustiert. Dm: 20 cm.
.
.
Gefäß, Fundort: Körner, Kr. Mühlhausen, schwarz gebrannter Ton mit Stempelmuster. Dm: 25 cm Hier gezeigt: Roter Ton, Stempelmuster weiß ausgeschlämmt, innen glasiert, Dm: 15 cm. Dazu ein Foto einer Scherbe – gefunden auf dem Glauberg.
.
Hunsrück-Eifel-Kultur (HEK), Rheinland-Pfalz
Mittelrheinische Eisenzeit, HaD-LtB. Für den Glauberg von Bedeutung: die Keramik der jüngeren, östlichen HE-Kultur (Koblenzer Raum – Rheinland-Pfalz) – HEK II – genannt. Kennzeichnend für die Keramik: handgeformt – wenig Drehscheibenware, Tonfarbe: hellgelb, rot bis dunkelbraun. Oberflächen: aufgeraut, gut geglättet bis poliert. Muster: Geraden und Kreise (Riefen, Kammstich, Fingertupfen, Dellen, Stempel, Rillen).
.
S-förmiges Gefäß, Fundort: Gondorf, Kr. Mayen, Siedlung. gräulicher Scherben mit Stempelmuster. Dm: 16 cm. Hier gezeigt: S-förmiges Gefäß mit Stempelmuster (weiß ausgeschlämmt), anthrazitfarbener Ton, Dm: 20 cm.
.
.
S-förmiges Gefäß, Fundort: Mayen, Kr. Mayen, Hügel 1 (1907), gräulicher Ton, auf Schulter gestempeltes Linien-Muster, Im Bodenbereich angeraut + Linienmuster. Dm: 22 cm. Hier gezeigt: S-förmiges Gefäß, anthrazitfarbener Ton, wie Original oben und unten mit eingestempeltem Linienmuster ( oben weiß ausgeschlämmt), Bodenbereich angeraut. Dm: 20 cm.
.
.
Gefäß. Fundort: Gondorf, Kr. Mayen, Siedlung. Graufarbener Ton, Oberfläche rau mit Punkte-Zier an Schulter und Boden. Dm: 19 cm. Hier gezeigt: anthrazitfarbener Ton, außen angeraut, Punkte-Zier an Schulter und Boden. Dm: 20 cm.
.
.
.
Vorrats-Gefäß. Urmitz, Kr. Koblenz, Siedlung. Nur im Randbereich erhaltenes Gefäß. Riefen-Leiste auf Schulter. Hier gezeigt: anthrazitfarbener Ton, Riefen-Leiste auf Schulter. Dm: 35 cm. Nach dem Brand im Schmauchbrand geschwärzt.
.
.
.
.
Lahn-Dill Kreis
Höhensiedlung „Burg“ bei Dietzhölztal-Rittershausen
.
Zwei Gefäße. Fundort: Höhensiedlung „Burg“ bei Rittershausen. Typische Form und Muster.-Variante. Hier gezeigt: grauer Ton im Feldbrand geschwärzt. Stempelmuster nachher weiß Inkrustiert. Dm: 15 cm.
.
Schale, Fundort: Höhenbefestigung „Burg“, Dietzhölztal-Rittershausen. Ton: braun-grau, gut geglättet, Kammstrichmuster, Inkrustiert? Dm: 36 cm. Hier gezeigt: grauer Ton im Feldbrand geschwärzt, Glanzengoben-Überzug. Muster nachher weiß Inkrustiert. Dm: 20 cm.
.
.
Reliefverziertes Kalenderberg-Gefäß, Fundort: Höhenbefestigung „Burg“, Dietzhölztal-Rittershausen. Rötlich-brauner Ton mit tief eingedrücktem, umlaufenden Einkerbungen Dm: 15 cm. Hier gezeigt: Roter Ton mit Kalenderberg-Muster, Innen glasiert, Dm: 15 cm.
.
.
.
Schälchen mit typischen Mustern. Fundort: Höhensiedlung „Burg“ bei Rittershausen, Dm: 10 -12 cm. linkes Bild: schwarze Engobe-Bemalung. Rechtes Bild: Schwärzung im Feldbrand.
.
Nordrhein-Westfalen
.
Schale mit Wolfzahnmuster, Fundort: Netphen-Deuz, Kr. Siegen-Wittgenstein, Siedlungsgrube, Dm: 25 cm. Hier gezeigt: roter Ton, Stempelmuster weiß ausgeschlämmt. Innen seidenmatt glasiert. Dm: 25 cm.